Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft|16.06.2025

PRESSEMITTEILUNG

Gesetzliche Krankenkassen könnten bis zu 13 Milliarden Euro einsparen

München (kkdp)·16.06.2025

Reduzierung der Ausgaben von rund 327 Milliarden Euro um bis zu vier Prozent möglich
Digitalisierung und neue Technologien könnten Prozesse verbessern und Kosten sparen.
Wachsende Ausgaben führen zu steigender Wechselbereitschaft bei Versicherten

Die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist angespannt und auf einen Großteil der Ausgaben haben die Kassen nur geringen Einfluss. Einsparungen sind dennoch möglich. Nach Deloitte-Berechnungen könnten die gesetzlichen Kassen insgesamt acht bis 13 Milliarden Euro und damit etwa zweieinhalb bis vier Prozent ihrer Gesamtausgaben in Höhe von 327 Milliarden Euro über die nächsten zwei bis vier Jahre einsparen. Das entspricht 0,4 bis 0,7 Prozentpunkten des Beitragssatzes.

In Zeiten steigender Beiträge könnten die gesetzlichen Krankenkassen damit einen wesentlichen Beitrag zur Kostendämpfung leisten. Erst im vergangenen Jahr hatte der zuständige Schätzerkreis vorgeschlagen, den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2025 um 0,8 Prozentpunkte anzuheben. Für die vorliegende Berechnung wurden die Leistungsausgaben sowie die Verwaltungsausgaben auf der Basis vorläufiger Rechnungsergebnisse für das Jahr 2024 betrachtet. Für sonstige Aufwendungen der Kassen von rund zwei Milliarden Euro wurden keine Einsparpotenziale berechnet.

Auf die Leistungsausgaben von rund 312 Milliarden Euro haben die Kassen wenig Einfluss, da der Anspruch der Patienten auf die Leistungen im Sozialgesetzbuch weitgehend festgeschrieben ist. Nach Deloitte-Berechnungen könnten die Krankenkassen hier sieben bis 12 Milliarden Euro (rund zwei bis vier Prozent) einsparen, insbesondere durch die Optimierung von Prozessen sowie den Einsatz digitaler Technologien. So kann vielfach die Prüfung eingereichter Krankenhausrechnungen verbessert werden; in geringerem Umfang gilt das auch für die Prüfung von Arzneimittelabrechnungen sowie bei der Bewilligung von Krankengeld und medizinischen Hilfsmitteln.

"Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in der aktuell angespannten Finanzlage zu stärken, sind die Kassen gut beraten, Kosten zu reduzieren", sagt Dr. Gregor-Konstantin Elbel, verantwortlicher Partner für den Bereich der Kostenträger und Kassen bei Deloitte. "Entsprechendes Potenzial ist vorhanden. Doch zur Wahrheit gehört auch: Für umfassende Einsparungen im Gesundheitswesen ist der Gesetzgeber mit weitreichenden Reformen gefragt."

Neue Technologien versprechen Effizienzsteigerungen

Mehr Einfluss haben die Kassen auf ihre Verwaltungsausgaben, die mit knapp 13 Milliarden Euro einen wesentlich geringeren Anteil der Gesamtausgaben ausmachen. Nach der vorliegenden Analyse können die Krankenkassen dabei mittelfristig bis zu einer Milliarde Euro (8%) einsparen. Maßnahmen wie eine stärkere Konsolidierung des Einkaufs oder effiziente Bürokonzepte könnten helfen, Kosten zu senken.

Ähnlich wie bei den Leistungsausgaben besteht auch bei den Verwaltungsausgaben ein erhebliches Einsparungspotenzial durch die Standardisierung und Automatisierung von Prozessen. Der Einsatz digitaler Technologien wie künstlicher Intelligenz kann außerdem zur Beschleunigung von Prozessen, besserem Service und der Entlastung von Mitarbeitenden beitragen. "Bei einer Krankenkasse mittlerer Größe gehen in einem durchschnittlichen Jahr rund eine Million genehmigungspflichtige Anträge auf Hilfsmittel ein. 850.000 davon werden manuell genehmigt und beantwortet", sagt Elbel. "Das bindet rund 200 Mitarbeitende in Vollzeit, ist aber wenig effizient."

Effizienzsteigerungen sind auch im eigenen Interesse der gesetzlichen Kassen. Vor dem Hintergrund der Beitragssteigerungen in Rekordhöhe im vergangenen Herbst waren nach einer repräsentativen Deloitte-Befragung zu Beginn diesen Jahres 17 Prozent der GKV-Versicherten bereit, ihre Kasse zu wechseln. "Sollten diese rund zehn Millionen Versicherten tatsächlich wechseln, sorgt das für einen zusätzlichen Verwaltungsaufwand und sinkende Einnahmen bei den Kassen, die die Versicherten verlassen möchten", sagt Elbel.

Zur Methodik:

Die Einsparpotenziale basieren auf einer Benchmarking-Analyse. Auf der Basis umfangreicher Projekterfahrungen sowie öffentlich zugänglicher Finanzkennzahlen wurden die größten Ausgabenbereiche der in diesem Bereich effizientesten Krankenkasse als Benchmark definiert. Die Differenz zwischen der Benchmark und den übrigen Kassen ergibt das Einsparpotenzial. Faktoren unter anderem für die Demografie und die Morbidität der Versichertenstruktur sowie für die regionalen Besonderheiten der GKV-Landschaft in Deutschland wurden berücksichtigt.

Die Studie "GKV-Finanzen unter Druck - Optimierung im Ausgabenmanagement als wichtiger Hebel im Kassenwettbewerb" können Sie hier herunterladen.

Pressekontakt:

Christian Gressner
Phone: +49 89 29036 5101
Mobile: +49 (0) 151 182 94129
[email protected]


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